Flug nach Tiflis. Georgische Geschichten
Die Beamten dürfen uns nichts sagen. Nur: Wachpersonal sei an Bord, die Situation unter Kontrolle, guten Flug! Wir machen ein Selfi, bevor wir einsteigen.
Hinten, beim WC, sitzen links und rechts drei entfesselte Männer an eigenen Fenstern. Zwischen ihnen, im Gang, ein lächelnder Twen in ärmelloser Leuchtweste “Security Service“. Zwei Reihen vor den Dreien sitzen Sophie und ich. Gefühlt zu nah bei Tumult. Wir rücken vor, neben Aleksandra am Fenster, Vierundsiebzig, forever young-Energie, lange in Köln verheiratete Ukrainerin. Sie hibbelt auf ihrem Sitz bis Tiflis. Fiebert dem Sohn entgegen, Pilot in Georgien, rühmt die Schönheit der Schwiegertochter, russische Stewardess, und betet, dass die Enkelsöhnchen sie wiedererkennen.
Mulmiges Bauchgefühl, als kein Weg am Gang zum WC vorbeiführt, am Bauer, der aus dem Fenster trauert. Am Rebell, vom Kapuzenzelt absorbiert. Am Bohemien, der seinen Blick in unsere Augen bohrt. Welche Geschichten tragen die Drei in sich?
Im Sinkflug sorgt sich Aleksandra um uns: „Ihr 2 lieben Mädchen werdet geklaut in Georgien!“ Wir landen lachend, erfrischen unser Lippenrot, 3 Frauen, 3 Generationen, betreten georgischen Boden. Den sichsten von allen, die wir kennen. Drei Männer verlassen das Flugzeug zuletzt. Welche Geschichte wird ihre Zukunft erzählen?