Update aus Kairo. Chanel und Büffelmilch
Ich schenke Irini mein Nagellackfläschchen. Ihr Gesicht ist Sonne, ihr Topf Thron, als ich ihre Nägelchen Chanel-Rot male. Zeitgleich strecken mir zwölf Heimmädchen und fünf Helfermädchen ihre Hände und Füße entgegen. Großherzige Irini, alle dürfen ihren Lack benutzen. Sogar fürs Nachmalen, wenn Trocknen und Stillhalten zu lange dauern und nasser Glanzlack zum Berühren verführt. Endlich tragen alle Chanel Gitane, strahlen und stolzieren mit abgespreizten Fingern und Zehen durch den Tag.
Stuttgart, Sommerferien. Beim Jahres-Check im Tropeninstitut finden sie fädchenfeine Viecher. Die könnte ich aus Muqattam haben. „Diese Tiere leben in Müll und Luft und warten auf leichtsinnige Europäerinnen als leckeren Wirt.“ Zitat Arzt. Bis zum Nach-Check in drei Monaten ist Muqattam ein No-Go. Das schmerzt, die Menschen sind mir ans Herz gewachsen.
Kairo, Schulbeginn. Noch einmal fahre ich nach Muqattam, überbringe Spenden aus Stuttgart und die Nachricht vom Tropenarzt. Überspiele Gefühle, verabschiede mich von den Kindern, wie immer. Kein Wort, dass wir uns eine Weile nicht sehen werden. Es bringt nichts. Zeit ist für Zwerge kein Begriff. Die Oberschwester und ich weinen beim Abschiednehmen, fassen einen tröstenden Beschluss: Während dem Besuchsaus plane und organisiere ich ein Außenspielzimmer. Auf der überdachten Terrasse vor dem Stuhlkreisraum, mit Brüstungssicherung, Sonnenschutz und Netzkonstruktion gegen Fliegengeschwader.
Seit wir in Kairo leben, bemerke ich seltsames Bauchgebahren. Die Fädchen aus der Müllstadt sind raus, sagt Dr. med. Mona, und rät, auf Frischmilch im Kaffee zu verzichten. Das hilft sofort, so wie ihre Erklärung: Labanita, die hellblauweißgefleckte, von allen Milchprodukten lächelnde Kuh ist Schwindelei. Im Land der Pharaonen fehlen Kühe! Dass ich nicht selbst darauf gekommen bin? Die ägyptische Milchkuh ist in Wahrheit ein dauerkäuender, von Ibissen besetzter, stoisch im Wassergraben stehender Wasserbüffel. Ein Kuhhandel. Ich steige um auf schwarzen Arabica.
Maa alslama
Sabine
unerschütterlich hoffend, dieses Update ohne zig Abstürze versenden zu können.